****       Sapere aude!        ****        
                 
Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! – forderte der Philosoph Immanuel Kant vor mehr als 200 Jahren. Er hatte etwas viel von uns verlangt, aber ein wenig sollten wir ihm schon entgegenkommen. Jeder auf seine Weise. Hier die meine.
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Gerald Wolf, Gastautor / 03.10.2022 / 16:00 / Foto: DonkeyHotey

Gates mit Quote? Vergesst es


Was wäre aus den politisch korrekten Vorzeige-Unternehmen von Größen wie Bill Gates geworden, wenn man ihnen bereits im Keimstadium ihrer Firmen Auflagen der politischen Art erteilt hätte, Frauenquoten zum Beispiel?
Oligarchen, reich sind sie, reicher als alle anderen Reichen. Viele von ihnen beherrschen mit ihren Unternehmen die ganze Welt. So die Tech-Monopolisten wie Elon Musk (Tesla, Forbes-Liste Platz 1), Jeff Bezos (Amazon, Platz 3) und Bill Gates (Microsoft, Platz 5). Heutzutage stehen diesen Leuten riesige Führungsmannschaften zur Seite, gestartet aber sind sie als Einzelperson. Auf welche Weise, das konnte man kürzlich am Beispiel Bill Gates im Fernsehen erfahren (ZDFinfo: „Die Macht der Superreichen“). Klugheit, Bildung und Originalität zeichnen den Microsoft-Gründer aus, Begeisterungsfähigkeit, Organisationstalent, Pflichtbewusstsein, Selbstdisziplin und Ausdauer. Auf solche Eigenschaften legte das Software-Genie auch bei seinen späteren Mitarbeitern Wert. Leute, die meinen, „wer arbeitet, ist der Dumme“, finden hier keinen Platz. Beziehungsweise wollen sie da gar nicht erst hin.
Was wäre aus diesen Unternehmen geworden, wenn man ihnen bereits im Keimstadium Auflagen der politischen Art erteilt hätte, Frauenquoten zum Beispiel? Bestimmt sind derartige Quotenregelungen gut gemeint, zumindest auf den ersten Blick hin. Und immer meinen solche Regelungen es auch gut mit ihren Ideengebern und -verfechtern, den Politikern. Eines der vielen Probleme ist, wenn, wie die Grünen in ihrem Parteiprogramm fordern, das Geschlechtliche vom Körperlichen unabhängig zu sein hat, indem jeder als „Frau“ zu gelten hat, wenn er sich selbst so definiert. So auch Männer, die sich auf solche Weise einen Vorteil ergattern wollen.

Quoten
Unstrittig sind die Quotenregelungen für Behinderte, und unstrittig ist das Prinzip der Gleichberechtigung. Anders das der Gleichstellung für Frauen. Die Konsequenzen liegen auf der Hand. Zum Beispiel an unseren Hochschulen. Wenn die Frauenquote noch nicht erfüllt ist, werden bei der Bewerbung um Haushaltstellen, um Professuren gar, Kandidatinnen bevorzugt, sofern „ihre Leistungen in etwa denen der männlichen Bewerber gleichkommen“. Heißt es. Und was tun die geschlechtlich Ausgesonderten? Sie wandern aus. Zu Leuten vom Typus Gates, solchen in der Wissenschaft, in der Entwicklung, in der Industrie. Noch gibt es sie dort, Menschen, die viel zu erfolgsorientiert sind, als dass sie sich und ihrem Stab eine Quoten-Fessel verpassen ließen. Das Geschlecht ihrer Mitarbeiter ist ihnen egal, Hauptsache, sie sind gut. Doch fühlen sich die Quotenfans zunehmend auch in dieser Welt zuhause. Unter ihnen Melinda Gates, die Co-Vorsitzende der Bill & Melinda Gates Foundation und frühere Ehefrau von Bill Gates. Sie findet, wie es heißt, die deutsche Frauenquote „phantastisch“. Seit 2021 sind die beiden geschieden.
Ganz gleich, was wir über uns selbst denken und für wahr halten, biologisch verfügt der Mensch über zwei Geschlechter. Dafür sorgt die Bestückung mit den Geschlechtschromosomen X und Y. Das gilt auch für die meisten Tiere, und denen ist es piep egal, ob und wie das von uns Menschen hingenommen wird. Freilich gibt es bei der Verteilung der Geschlechtschromosomen ab und an Unregelmäßigkeiten. Auch die hormonelle Situation spielt mit herein, allzumal beim Geschlechtsempfinden. Das ist seit langem bekannt und gut erforscht. Und Gegenstand der Biologie-Ausbildung in der Schule.
Doch gibt es in der Akzeptanz naturwissenschaftlicher Fakten sehr markante Verteilungsstörungen. Vor allem jene, die sich von solchen Bildungsinhalten nur ungern erreichen lassen, meinen in puncto Geschlechtlichkeit weit geeignetere, nämlich politisch relevante Erklärungsmuster zur Hand zu haben. Wie sich herausstellt, ist das eine fette Weide. Längst reicht im Berufsleben hierzulande nicht mehr aus, leistungsstark zu sein. Man muss, um voll akzeptiert zu werden, auch über das richtige Geschlecht verfügen beziehungsweise − Leistung hin, Leistung her − einen zur Quotenregelung passenden Sonderfall verkörpern, sprich Nachteil. „Was dem einen sin Uhl, ist dem andern sin Nachtigall“.


Grünhaarigkeit
Man stelle sich vor, ein Drittel der Bevölkerung wäre grünhaarig, und die Grünhaarigen glaubten, ob Ihrer Haarfarbe Nachteile ertragen zu müssen. Mehr und mehr hätten sie sich als Minderheit Gehör verschafft, auch bei den Nicht-Grünhaarigen. Sodann der Ruf nach Chancengerechtigkeit und Quotenregelung. Künftig wären nun alle Ämter zu einem Drittel durch Grünhaarige zu besetzen. In der Politik sowieso, und Grünhaarquoten auch für die Vorstände börsennotierter Firmen und bei der Zulassung zu höheren Bildungseinrichtungen.
Schließlich, befeuert durch die Medien, würde Grünhaarigkeit zum Kult. Nicht nur ließen sich viele die Haare grün färben, auch – so die Idee – kann man seine Haarfarbe durch Verimpfung eines eigens dafür konstruierten Gens in Grün wandeln. Wie das? Melatonin, das farbgebende Pigment der Haut und der Haare, wird aus der Aminosäure Tyrosin gebildet, und das dafür zuständige Enzym, die Tyrosinase, ließe sich dank eines gentechnischen Tricks so verändern, dass nicht mehr Braun- bis Schwarztöne resultieren, sondern Grüntöne!
In dem Feature über Bill Gates ist von Grünhaarigen nicht die Rede, natürlich nicht, aber auch nicht von irgendwelchen Quotenregelungen. Kaum vorstellbar, dass es bei Gates’ Microsoft je welche gegeben hat oder mittlerweile gibt, nachdem er sich mit seinem Ausscheiden nur noch – tatsächlich oder angeblich − wohltätigen Zwecken widmet. So in der von ihm geschaffenen Bill & Melinda Gates Foundation.


Große Erfolge in Deutschland
Das war einmal. Gewiss, heute mag so manches Problem der weltweiten Großwetterlage geschuldet sein, vieles aber ist hausgemacht. Hausgemacht wie die Quotenpolitik. Auf kaum einem Gebiet der Wirtschaft, Wissenschaft und Technik sind wir noch führend, unser Deutschland ist im Niedergang begriffen. Einbußen überall dort, wo wir zuvor vordere Plätze eingenommen hatten. Dazu eine allgemeine Bildungsmisere und eine vom bisherigen Wohlstand verwöhnte Jugend. Das Deutschland der Nachkriegszeit bis hin zum Anfang des neuen Jahrtausends, bewundert einst, heute belächelt. Belächelt von Menschen in Ländern, in denen Leistung und Eignung die vorderen Plätze einnehmen. So wie früher bei uns.
Und die Quotenpolitik, was hat sie gebracht? Sind zumindest die Frauen nun zufriedener? Immerhin wird doch ihrem Geschlecht weit mehr Aufmerksamkeit zuteil als früher. Doch winken die meisten Frauen ab. Selbst ihnen geht das Gender-Gedöns auf die Nerven. Auch finden es viele gar nicht gut, wenn sie trotz größter Anstrengung und bester Leistung als „Quotenfrau“ abgetan werden. Sodann die aufgeblähten Probleme mit der Trans-Sexualität. Was ist mit all denen, die anderen psychischen Störungen ausgeliefert sind: Depression, Schizophrenie, Sucht- und Essstörungen, bipolare Störungen, Borderline? Ein Sechstel der Bevölkerung leidet darunter, von der Transsexualität ist etwa ein halbes Prozent betroffen. Ganz anders freilich verhält es sich mit der politischen Relevanz.


„Meine Hand für mein Produkt!“
Was für Sprüche waren das doch, damals in der DDR! Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung wollte es einfach nicht so recht klappen, dafür mit vollmundiger Sozialismuspropaganda. Zwar ging es in Ostdeutschland voran, doch viel langsamer als „drüben“, in dem verhassten Adenauer-Staat. „Arbeiten wie Hennecke“ hieß es nun – Adolf Hennecke, der Aktivist aller Aktivisten. Und: „Meine Hand für mein Produkt!“ Mehr und mehr hatten sich auch Frauen in das berufliche Räderwerk einzubringen, Frauenquoten aber gab es nicht. Heute gibt es die, dafür keine Appelle an die Arbeitsmoral. Im Gegenteil, bei dem überaus großzügig bemessenen Bürgergeld heißt es jetzt umso fröhlicher: „Arbeiten? Schön doof!“ Unsere EU-Nachbarn haben dafür kaum Verständnis, klammheimlich mögen sie sich über das Eigentor des einst übermächtigen Nachbarn freuen. Sie halten es lieber mit der althergebrachten Formel „Fördern durch Fordern“.
Seit jeher am erfolgreichsten ist die Schar derer, die sich selbst fordern. Ausgesprochen bunt ist die Liste. Manche schaffen das selbstgesteckte Ziel, andere nicht. Sie mögen knallhart zu sich selbst sein, doch der Erfolg ist nun mal ein scheues Reh. Fördern durch fordern, für sie ist das keine Frage − aber wie? Wie haben die es geschafft, die in der Leistungsgesellschaft die allerhöchsten der Spitzenplätze einnehmen, seien es Nobel- oder Turing-Preisträger oder die eingangs zitierten Tech-Monopolisten? Wer auch immer und einen entsprechenden Wohltätigkeitsdrang vorausgesetzt, sollten sie – online − Lehrgänge anbieten, um ihren jeweiligen Erfolgsweg kundzutun. Jeder, der da möchte, dürfe teilnehmen, Politiker aber müssten. Denn von ihnen hängt das Wohl eines ganzen Volkes ab. Hier haben sie, die Politiker, die jeweils benötigten Fachkenntnisse zu erlangen, auch die Fähigkeit, die für sie effektivsten Mitarbeiter auszuwählen. Geschlecht egal. Am Ende dann und vor den Augen der gesamten Wählerschaft:


                                               Politiker ins Testat!