Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! – forderte der Philosoph Immanuel Kant vor mehr als 200 Jahren. Er hatte etwas viel von uns verlangt, aber ein wenig sollten wir ihm schon entgegenkommen. Jeder auf seine Weise. Hier die meine.
Eine zu Griechenland gehörende Insel am Rande des Ionischen Meeres. Sie erstreckt sich nach Norden hin bis in Höhe des albanischen Festlandes. Der Nordteil Korfus ist sehr gebirgig. Nicht Felder, sondern Olivenhaine und erfreulich unberührte Wälder charakterisieren ihn. Hier, landeinwärts, kommen auch die Naturliebhaber auf ihre Kosten. Und all jene, die von der Insel mehr erfahren wollen als das, was die üblichen Urlauberwohlstandsregionen der Küste so zu bieten haben.
Nordküste Korfus. Gegenüber Albaniens schneebedeckte Gipfel. Der ganze Balkan hüllt sich im Frühjahr gern in Weiß. Das aber erst in den letzten Jahren. Klimawandel eben.
a, b Über die Alpen hinweg, Richtung Südost auf Athen zu.
c Von dort aus noch eine weitere Flugstunde, und Korfu hat uns. Die Meerenge im Osten, drüben das albanische Festland.
d, e Lachszucht. Nicht nur den Fischen schmecken die Futterbrocken, auch den Lachmöwen
f Schroffe Küste im äußersten Nordwesten
a Bunt, wie man sich eine Wiese im Frühling wünscht. Stern-Anemonen (Anemone hortensis).
b Prachtvolle Orchidee, das Riesen-Knabenkraut (Barlia robertiana).
c Sagenhaft, eine Schwertlilie, der man den Namen "Hermesfinger" (Hermodactylus tuberosus) verpasst hat.
d Nicht weit entfernt blüht Iris planifolia, die Flachblättrige Schwertlilie.
e, f Die Wachsblume Cerinthe major. In höheren Lagen mit ungewöhnlich dunkelvioletten Hochblättern.
a Früher wurde eine solche Insel mit militärischen Mitteln erobert, heute genügt ein Mini, den man sich gleich nach der Landung am Flughafen besorgt.
b Im Vorfrühling: Je höher am Berg, umso wahrscheinlicher passiert so etwas.
c Einer dieser mehrere hundert, ja tausend Jahre alt werdenden Ölbäume (auch Olivenbäume genannt) zeigt, wie sein Stamm aufgebaut ist.
d Geld wird in den gebirgigen Regionen noch heute durch Olivenanbau gemacht. Doch scheint er sich nicht mehr so recht zu lohnen.
e, f Nun verfallen hier viele Siedlungen und machen Platz für die Natur. Zum Beispiel für den Strahlen-Breitsamen (Orlaya grandiflora).
Wessen Herz bleibt hier stumm?
a Getrunken wird überall. Nach unserer Beobachtung fast immer nur Wasser oder Kaffee. Und an einer solchen Bestellung hält man sich dann stundelang fest.
b, c Ausschließlich freundlichen Menschen war zu begegnen. Ausschließlich!
Nicht nur die Menschen, auch die Hunde sind von solcher Wesensart. Nur eben dieses grässlich bellende, zähnefletschende Ungeheuer nicht (e, f). Es wollte beißen, der Gartenschlauch war seine Sache nicht, nach meiner Hand gierte es!
Kerkyra, die Hauptstadt der Insel. Früher war das eine Domäne der Italiener, und noch heute spürt man es am Flair. Selbst hier gibt es - wie übrigens überall auf Korfu - sogenannte Aktivisten (früher weit treffender "Schmierfinken" genannt), die ihr bisschen Geist an die Wände kopieren.
a - f Die Orthodoxe Kirche, so auch die Griechisch Orthodoxe, geht davon aus, dass der Gläubige mystisch teilhat an Jesus Christus, der seinerseits als Verkörperung des grundsätzlich unsichtbaren Gottes gilt. So auch beten orthodoxe Christen recht eigentlich nicht die Ikonen an, sondern verehren sie im Gebet durch Verinnerlichung als Abbild dessen, was sie darstellen.
g Hier auf Korfu erfuhren wir, Uwe Seidenfaden sei verstorben. Eine Nachricht, so schmerzlich wie unerwartet. Uwe war vom Herzen und vom Verstand her Wissenschaftler. Vor allem die Astronomie hatte es ihm angetan. Doch schrieb er populärwissenschaftliche Artikel zu den unterschiedlichsten Themen. Den der Wissenschaft Fernen kam er mit viel Einfühlungsvermögen entgegen. Zusammen mit Uwe Seidenfaden hatte ich (G.W.) regelmäßig Interviews für die Magdeburger VOLKSSTIMME gebastelt. Um die Hirnforschung geht es dabei und um Fragen der psychlogischen und philosophischen Art. Unser jüngstes Interview war just erschienen - zwei Monate vor der Korfu-Reise.