****       Sapere aude!        ****        
                 
Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! – forderte der Philosoph Immanuel Kant vor mehr als 200 Jahren. Er hatte etwas viel von uns verlangt, aber ein wenig sollten wir ihm schon entgegenkommen. Jeder auf seine Weise. Hier die meine.
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Zoologen sagen Zweiflügler dazu, Dipteren. Zwar haben diese Tierchen wie alle höhere Insektenarten vier Flügel, das hintere Paar aber ist bei ihnen zu "Schwingkölbchen" verkümmert. Etwa 9000 Arten gibt es bei uns. Nicht nur manche Mücken können stechen, manche Fliegen tun's auch, die anderen schleckern mit ihrem Rüsselchen in der Gegend herum, ohne jemandem weh zu tun. Die Anzahl der Fliegen- und Mückenfreunde ist, gemessen an der der Vogelfreunde, vernachlässigbar gering. Warum eigentlich?



a Die Stubenfliege kennt jeder und die Schmeißfliege auch, schon weil sie sich so gut als Schimpfwort eignet. Aber nicht gewusst haben Sie, dass es bei uns allein von Schmeißfliegen 45 Arten gibt. Hier die Graue Schmeißfliege (Sarcophaga carnarea). Sie liebt den Verwesungsgeruch, auch das in den festeren menschlichen Ausscheidungen enthaltene, charakteristisch duftende Skatol. Nicht nur Nahrung verspricht das, sondern auch eine Heimstatt für die Nachkommen.

b Sieht aus wie eine Blaue Schmeißfliege (Calliphora vivina), ist aber die Totenfliege (Cynomya mortuorum), kenntlich durch das gelbe Gesicht. Die Larven, die Maden, leben in Kadavern, die erwachsenen Tiere ziehen ein schöneres Ambiente vor.

c Phania funesta. Macht den Eindruck einer kleineren Schmeißfliege, gehört aber zu den Schmarotzerfliegen (Tachinidae). Die Larven entwickeln sich in Schmetterlingsraupen, daher auch der Name Raupenfliege.

d Goldfliege wird sie genannt, eine der schwer bestimmbaren Arten der Schmeißfliegen-Gattung Lucilia. Wie aus edlem Metall gegossen, grüngold schimmernd, sitzt sie auf einer kürzlich verendeten Waldspitzmaus (Sorex araneus). Sie könnte geradewegs von einem Haufen menschlicher Entleerung kommen und zuvor noch ihre Eier an einer vor sich hin mümmelnden Leiche abgelegt haben - all das kann ihrer Schönheit kann nichts anhaben.

e Die stachelig wirkenden Haare sind namengebend: die Igelfliege (Tachina magnicornis). 


a Wie fliegendes Gold sehen sie aus, mögen ihren Nachkommen zuliebe aber warme Kuhfladen: Scatophaga stercoraria, Dungfliege.

b Bohrfliegen, wie hier Xyphosia miliaria, haben auffallende Flügelzeichnungen.

c  Gilt auch für Platystoma seminationis, obwohl diese zu einer eigenen Familie gehört.

d Und welche Art ist das? Auf jeden Fall eine Fliege.


Eine Fliege, die sich gern unseres Blutes bedient: die Regenbremse, Haematopoda pluvialis. Anders als die Mücken kommt sie geräuschlos an, lässt sich dafür aber, wenn sie erst einmal sitzt, problemlos erschlagen. Haben Sie Mumm und schauen Sie sich das Tier zuvor genau an! Und vor allem, schauen Sie ihm in die Augen! Hätten Sie so viel Schönheit erwartet? Als ich kurz nach diesen Fotos eines dieser Mitgeschöpfe im Spinnenetz strampeln sah - nun, ich verrate es nicht. Was hätten Sie denn nach einem solch vertraulichen Blickkontakt gemacht?

a, b Die Goldaugenbremse Chrysops relictus überlegt gewöhnlich noch länger als die Regenbremse, ob sie unsereinen sticht. Daher auch hier der Rat: Schauen Sie ihr in die Augen!  Noch nie hat Ihnen ein Mensch so schöne Augen gemacht.

c Es krümmt sich, wer ein Männchen der Art Sicus ferrugineus werden will. Die Weibchen dieser Dickkopffliegen-Art verzichten darauf.

d Eine andere Art: die Stieldickkopffliege Physocephala rufipes.



a, b Ein langer Stechrüssel, aber er sticht nicht, sondern ist dem Schnabel eines Kolibris vergleichbar. Wie die Kolibris saugen Wollschweber im Standflug Blütennektar. Ihre Larven lassen sie, je nach Spezieszugehörigkeit, durch andere Insekten großziehen, wie hier z. B. der Große Wollschweber (Bombyllius major) in den Nestern von Wildbienen. Oder sie setzen ihre Eier in den Gelegen von Heuschrecken oder Schmetterlingen ab, damit die Larven die Eier und Larven der Anderen schleckern können.

c Ein Verwandter: Anthrax anthrax, der Trauerschweber.

d Den Lausfliegen (Hippoboscidae) ist die Zugehörigkeit zu den Fliegen nicht so ohne Weiteres anzusehen. Allen gemeinsam ist die stark abgeflachte Kopf-Brust-Region. Je nach Artzugehörigkeit parasitieren sie blutsaugend bei verschiedenen Säugetieren (Hirsche, Pferde, Fledermäuse).


a-e Auch diesen Insekten könnte man die Fliegen-Natur absprechen, wenn sie es denn nicht durch ihren Körperbau, zumal die großen Fliegenaugen, verrieten. Schwebfliegen (Syrphidae) sind es, harmlose Blütenbesucher, die gerade mal durch ihre - häufig - schwarzgelbe Zeichnung des Wespen ähneln. In Deutschland gibt es etwa 450 Arten, weltweit zehn mal mehr. Wo immer es blüht, sind Schwebfliegen zu finden. Vielleicht entdecken Sie die hier vorgestellten Art auf Ihrem nächsten Spaziergang? Oder eine der anderen Arten? Dann einfach unter "Google Bilder" den Begriff "Schwebfliegen" oder "Syrphidae" eingeben.

a Große Torf-Schwebfliege (Sericomyia silentis), b "Mistbiene" Eristalis tenax, c Helophilus spec. (?), d Weißband-Schwebfliege (Leucozona lucorum).

e Eine der häufigsten Schwebfliegen ist die Hainschwebfliege, Episyrphus balteatus. Da sie als Imago überwintert und sich entsprechend früh im Jahre zeigt, wird sie auch Winterschwebfliege genannt.

f Wer wollte in diesem Würmchen eine Schwebfliege erkennen? Es ist eine, und zwar eine Larve. Sie lebt räuberisch, ernährt sich z. B. von Blattläusen. Schwebfliegen sind daher bei der biologischen Schädlingsbekämpfung gut angeschrieben.


Wie es Raubtiere und Raubvögel gibt, so auch Raubfliegen. Oder sollte man dem Zeitgeist verpflichtet "Greiffliegen" sagen, noch besser vielleicht "Beutegreif-Fliegen"? Man erkennt sie an der langgestreckten Gestalt und den borstigen Beinen.

a Machimus atricapillus?

b Glück gehabt, dürfte kaum schon mal fotografiert worden sein: Ein Pärchen feiert Hochzeit. Der eine Partner (das Weibchen?) kaut unterdessen an seiner Beute weiter, einer leckeren Blutströpfchenzikade.



Schnaken und Mücken gehören ebenfalls zu den Zweiflüglern, bilden aber eine eigene Unterordnung, die Nematoceren. Charakterisiert gegenüber den Fliegen (Brachyceren) durch deutlich längere Fühler. Alle den hier vorgestellten Tierchen steht der Sinn nicht nach Blut.

a Nephrotoma crocata, Gelbbindige Schnake.

b Die Kohlschnake, Tipula oleracea ?

c Zuckmücke Chironomus spec.

d Auch eine Zuckmücke, wie es scheint (?)

e Die Grünmücke Tanytarsus spec.