Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! – forderte der Philosoph Immanuel Kant vor mehr als 200 Jahren. Er hatte etwas viel von uns verlangt, aber ein wenig sollten wir ihm schon entgegenkommen. Jeder auf seine Weise. Hier die meine.
Der Senegal ist das westlichste Land Afrikas. Zwischen der Sahara im Norden und der tropischen Regenwaldzone im Süden gelegen, ist er seit dem 17. Jahrhundert französische Kolonie. 1960 in die Unabhängigkeit entlassen, gehört der Senegal zu den politisch stabilsten Ländern Afrikas. Halb so groß wie Deutschland, ist das Land mit etwa 15 Millionen Einwohnern (70/qkm) relativ dünn besiedelt. Die meisten davon leben in der Hauptstadt Dakar und, nördlich davon, in der Küstenstadt Saint-Louis. Wegen der Vielfalt der Biotope ist die Natur des Landes – wie heißt es immer so schön? – atemberaubend.
- Senegal I
- Senegal II
Reiseroute
März/April 2018
Im Südosten Senegals in Nähe der Grenze zu Guinea. Rundhütten zwischen Affenbrotbäumen sieht man überall im Lande. Hunger gibt es nirgendwo, Armut wird hier anders definiert als bei uns zuhause.
Straßenszenen, aus dem Auto heraus fotografiert
Baobabs (Afrikanischer Affenbrotbaum, Adansonia digitalis) sind typische Elemente der Trockenwälder und Savannen. Die während der Trockenzeit unbelaubte Baumkrone erinnert an ein Wurzelsystem. Der Legende nach hat der Teufel in seinem Zorn den Baum umgekehrt eingepfanzt. Baobabs faulen aus der Mitte heraus aus, (b) Faltenwespen haben hier Quartier genommen.
Der Baobab ist d e r mystische Baum Afrikas. Kaum ein Friedhof mag auf ihn verzichten (d), ebenso nicht die Megalithenkreise wie hier bei Koungheul (e). Blühende Bäume sind in der Trockenzeit vom April die Ausnahme. Die Ausnahme von der Ausnahme ist Caesalpinia pulcherrima (f), der "Stolz von Barbados". Eigentlich ist er in der Karibik zuhause. Wurde der Baum eingeschleppt?
a Allgegenwärtig der Grau-Bülbül (Pycnotus barbatus). Überall ist er in Afrika verbreitet und überall häufig.
b Der blauviolett schillernde Purpur-Glanzstar (Lamptornis purpureus) ist ebenfalls häufig zu sehen. Typisch für die Sahel-Zone von Westafrika bis zum Nordwesten Kenias. Links im Bild ein Verwandter, der Rotbauch-Glanzstar (Lamptornis pulcher). Er bevorzugt die trockeneren Gebiete der Sahel-Zone.
c Keine Siedlung ohne den Schwarzen Milan (Milvus migrans). Der Raubvogel ist über verschiedene Unterarten in der gesamten Alten Welt verbreitet, einschließlich Australien. Scharenweise schwebt er über den Städten Senegals und ernährt sich von all dem, was Menschen an Nahrungsresten aussondern.
a Ebenfalls häufig ist die Westafrikanische Siedler-Agame (Agama agama). Am gelblich gefärbten Kopf zu erkennen, ein Männchen.
b Hingegen eher selten zu sehen: ein Baumhopf (Phoeniculus purpureus). Er gehört zur selben Ordnung wie der bei uns heimische Wiedehopf. Hier, mit schwarzem Schnabel, ein Jungvogel. Bei den Alten ist er leuchtend rot.
c Junge Wollkopfgeier (Trigonoceps occipitalis) üben schon mal das Streiten um Beute.
d, e Gar nicht nötig, das Aas ist groß genug. Vor allem Ohrengeier (Trogos tocheliatus) sind es, die sich an der Kuh mästen. Typisch für sie: Kopf und Hals sind faltig und blassrosa gefärbt. Ohrengeier gehören zu den größten Greifvögeln der Alten Welt. Im Vordergrund, eher zögerlich, ein junger Wollkopfgeier.
f Diese Herrschaften haben Zeit. 20, 30 Meter Abstand haltend, tun sie zumindest so. Unter den Wartenden ein Marabu und (im Vordergrund) ein Weißrückengeier (Gyps africanus). Dem südeuropäischen Gänsegeier (Gyps fulvus) ist er zum Verwechseln ähnlich.
Städtischer Betrieb. Pferde mit den typisch einachsigen Fuhrwerken werden ständig auf Trab gehalten, während die Menschen vor allem eines haben: Zeit. Die Palmtauben (Streptopelia singalensis) sind hier genauso allgegenwärtig wie bei uns die Haustauben.
Nichts für Tierschützer: Hühnerkauf mit kundenfreundlicher Schlachtung.
a-c Märkte bieten neben Einkaufsmöglichkeiten vor allem Unterhaltung. Wozu dann noch Fernsehen oder Bücherlesen?
d Wo Touristen aufkreuzen, werden Skulpturen angeboten. Einige davon sind sicherlich wertvoll, doch welche?
e Rührende Freundlichkeit. Auch ohne Aussicht auf Bonbons.
f Im Fluss wird nicht nur Wäsche gewaschen, sondern auch nach Gold gegraben.
a Erdnussberge. Obwohl er Futter in Hülle und Fülle bietet, wird kein Vogel in diesem Schlaraffenland fett.
b Die Glanzstare nicht, und auch nicht die Halsbandsittiche (Psittacula krameri). Hier, südlich der Sahara, kommen sie in der Unterart P. k. krameri vor.
c Ganz in der Nähe: der Langschwanz-Glanzstar (Lamprotornis caudatus). Ebenfalls ein Charaktervogel der Sahel-Zone. Entweder sind die Vögel bereits satt, oder sie machen sich nichts aus Erdnüssen.
d Der Schwarzschwanzlärmvogel (Crinifer piscator) mit stumpf schwarzem Gefieder, aus dem der auffällig zitronengelbe Schnabel heraussticht. In den Savannen und an Waldrändern des mittleren Afrikas von West bis Ost verbreitet.
e Prachtvoll, der Goldscheitel-Würger (Lanarius barbarus). Lebt wie alle Würgerarten von Insekten. Apropos Insekten: Kaum irgendwo sind welche auszumachen, zumindest jetzt nicht, in der Trockenzeit. Wovon leben die Insektenfresser unter den Vögeln, wovon die kleinen Fledermäuse, die in der Dämmerung herumfliegen? An keiner der Lampen sind Nachtfalter zu sehen.
f Der Raub- oder Savannenadler (Aquila rapax) ist bei der Zusammenstellung seines Speiseplanes nicht wählerisch. Er reicht von kleinere Säugetieren über Vögel bis hin zu Termiten.
Apropos Termiten!
a Mehrere Meter hohe Termitenhügel gehören südlich der Sahara zum Landschaftsbild. Meist ist es die Art Macrotermes bellicosus. Weltweit gibt es mehr als 2 000 Termitenarten. Sie sind allesamt "staaten"bildend.
b Ein Loch in den steinhart verbackenen lehmigen Sand geschlagen, und sofort kommen sie an: Kleine Arbeiterinnen, die mit winzigen Lehm-Sand-Kügelchen das Loch verschließen, bewacht von einem vielfach größeren "Soldaten". Wir haben es ausprobiert: Mit seinen kräftigen Mandibeln kann er ordentlich zubeißen. Der Hinterleib der Termiten besteht aus 10 recht gleichartigen Segmenten, ganz anders als bei den Ameisen, mit denen sie nicht näher verwandt sind.
c Eine weitere Termitenart errichtet pilzartige Gebilde. Sohn und Vater legen die Hand drauf, jedoch nicht auf die Bestimmung der Termitenart. Ist es Cubitermes fungifaber?
Spontane Integrationsversuche, sehr willkommen.
Müll: Der Senegal hat ein Problem mit den Plastiktüten, Deutschland mit den Schmierereien. Beispiele aus der Gegend von Touba und vom Flussufer bei Kaolack. Ein anderes aus Magdeburg: hundert Meter Elbpromenade - Sudeleien, wohin das Auge blickt.